Lofoten

Das Beste vorneweg: Bilder gibt es dieses mal auch auf https://www.simonprinz.de/photos/norwegen2018.html zu sehen.

Der Gedanke, auch einmal in den nördlichen Teil Norwegens zu reisen und die Lofoten zu erwandern, hatte meinen Mann und mich schon seit einiger Zeit begleitet. Bei einer Anreise aus Deutschland mit dem Auto graute es uns vor der langen Autofahrt, auf der man schöne Stellen wie Oslo, den Jotunheimen Nationalpark, den Rondane Nationalpark und Trondheim links und rechts der E10 Richtung Norden liegenlassen muss. Auch viele Stunden Flug mit zweimaligem Umsteigen fanden wir nicht besonders verlockend. Folglich nahm der Gedanke konkretere Formen an, als wir nach Oslo zogen. Die begeisterten und schwärmenden Kollegen trugen ihr Übriges dazu bei, dass wir bereits diesen Sommer unseren Lofoten-Urlaub wahrmachten. Da wir kein Auto mehr besitzen und das Leihen eines Mietwagens den finanziellen Rahmen sprengte, kombinierten wir das Abenteuer Lofoten direkt mit einem erstmaligen Rucksack-Wander-Urlaub. Nach und nach hatten wir uns in den letzten Jahren eine leichte und tragbare Wanderausstattung zugelegt. Diese wollte nun genutzt werden. Mit unseren beiden 65-Liter-Rucksäcken und hohen Erwartungen flogen wir Anfang August nach Bodø, um von dort die Fähre nach Moskenes im Süden der Lofoten zu nehmen. Im Rucksack hatten wir das Nötigste, um die kommenden 17 Tage zurechtzukommen: Zelt, Isomatten, Schlafsäcke, Klamotten, Kocher, Rother Wanderführer, Buch für Regentage, Müsliriegel, Haferflocken sowie einige andere Grundnahrungsmittel für die ersten Tage. Wir hatten sowohl Mehr-(3-4-)tagestouren als auch mehrtägige Campingplatzaufenthalte geplant, um einerseits abseits der E10 die Natur genießen zu können und gleichzeitig nicht auf den Luxus einer warmen Dusche verzichten zu müssen. Da wir neben den warmen Duschen aber ungewollt beständig kalte Duschen aus dunklen Wolken bekamen und nach 12 Tagen lediglich die Optionen „Flug umbuchen und nach Hause fliegen“ oder „Weitere Bücher kaufen und ein Zimmer mieten“ für uns als angenehmer Abschluss des Urlaubs in Frage kamen, entschieden wir uns für Ersteres. So flogen wir von Svolvær – hier steckt das Wetter auch schon im Namen – wieder nach Oslo. Unsere Route ist in der folgenden Karte in orange (Fußweg) bzw. orange-gestrichelt (Bus bzw. Flugzeug) eingezeichnet.


Es gibt viele Leute, die behaupten, die Lofoten seien das Traumziel schlechthin und der weite Weg in den Norden lohne sich in jedem Fall. Ich gebe der Mehrheit recht, dass die Lofoten mit ihren aus dem Meer herausragenden Bergen und Felsen, den weißsandigen Stränden und kleinen abgelegenen Dörfchen etwas Besonderes und sehr charmant sind. Auch eine Herde Orka-Wale sieht man woanders wohl eher selten an seinem Campingplatz vorbeiziehen. Hier ist das Beweisfoto - leider dient es tatsächlich nur zum Beweis, da es sehr schwierig ist, den richtigen Moment zum Abdrücken zu finden:

Doch zum einen liegen die Lofoten auch sehr weit nördlich und im Meer, so dass Regen hier nun einmal eher die Regel als die Ausnahme ist. Zum anderen führt die E10 über die Inseln, so dass auch sehr bequeme Touristen im Auto, Wohnmobil oder Reisebus die „Natur erkunden“. In Kombination mit dem Ruf, der den Lofoten vorauseilt, folgt ein sehr hohes Touristenaufkommen für eine solch kleine Region. Entgegen unserer Erfahrungen in anderen Skandinavien-Urlauben begegneten wir keinem einzigen Norweger oder Schweden auf unseren Wanderungen. Stattdessen schienen die Inseln von nicht besonders rücksichtsvollen (oder wie nennt man das, wenn sich jemand auf dem Gipfel eines Berges mitten in die Blicke, welche über die Landschaft schweifen, stellt und pinkelt?) französischen und spanischen Jugendgruppen bevölkert zu sein. Während im südlichen Norwegen die Regel „man muss nur weit genug wandern, um nicht mehr so viele Touristen um sich zu haben“ gilt, funktioniert das auf den Lofoten aufgrund ihrer Inseleigenschaft und vieler klippenartigen Felsen nur bedingt. Immerhin fanden wir recht ruhige Plätze, um wild zu campen; auch wenn dies ab und zu mit etwas unebenem Untergrund einherging.

Man kann anmerken, dass dies unser erster Rucksack-Wander-Urlaub war, und der Regen uns auf das Gemüt geschlagen hat. Dies war nach einigen Tagen sicherlich auch der Fall, so dass wir uns auf den Campingplätzen eine warme und trockene Hütte gönnten. Aber Bergtouren, bei denen man nicht in den Wolken verschwindet, machen einfach mehr Spaß.

Erst als wir wieder Zuhause waren und uns die Bilder der Lofoten angeschaut haben und mit anderen Norwegen-Fotos verglichen habe, ist uns aufgefallen, wie viel imposanter und spannender die Lofoten wirken. Ob es uns noch einmal dorthin ziehen wird? Darauf habe ich momentan keine klare Antwort. Vielleicht in einem kürzeren, sehr spontanen und am Wetter ausgerichteten Urlaub. Oder vielleicht zu einer wettertechnisch unmöglichen Zeit, um unser Glück – wie in unserem sehr schönen Islandurlaub – herauszufordern und den Touristen zu entgehen. Lofoten-Foto Nummer 14 auf Simons Internetseite hängt auf jeden Fall nun groß an unserer Wohnzimmerwand, um uns an die Sonnenstunden auf den Lofoten zu erinnern.

Im Gegensatz zur trockenen Gegend um Oslo herum mussten wir uns auf den Lofoten keine Sorgen darum machen, dass wir verdursten könnten. Diesbezüglich sind die Lofoten ein Paradies: Es gibt sehr viele klare Flüsse und Seen, aus denen man das erfrischende, saubere Wasser ohne negative Folgen trinken kann. Als ich im Supermarkt eine schöngeformte 0,7-Liter-Flasche mit „Lototen vann“ (Lofotenwasser) für umgerechnet 10 Euro sah, dachte ich zunächst an Alkohol. Da Hochprozentiges nicht in Supermärkten verkauft werden darf, verwarf ich diese Idee und schaute mir die Flasche genauer an. Es stellte sich heraus, dass sich in der Flasche tatsächlich das befand, was in schöner Schrift drauf stand: Wasser von den Lofoten. Wir hatten also – zumindest was unsere Trinkgewohnheiten angeht – einen äußerst luxuriösen Urlaub.

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