Wer suchet der findet

Seit zwei Monaten wohnen mein Mann und ich nun schon in unserer sehr zentral gelegenen 66 m² Wohnung in Oslo. Und das kam so: Die Zweier-WG, in die ich im Januar eingezogen war, war von Anfang an auf eine begrenzte Zeit von 6 Monaten ausgelegt. Da ich gehört und gelesen hatte, dass es in Oslo – insbesondere als Ausländer – sehr schwierig sei eine gute Wohnung zu finden, begann ich schon im März mit der Wohnungssuche. Hierbei vertraute ich ausschließlich auf den Mietwohnungsmarkt auf finn.no. Finn.no ist mit ebay-Kleinanzeigen vergleichbar, nur größer. Soweit ich das beurteilen kann, wird es von allen Norwegern für alles genutzt. Schon die Rubriken auf der Startseite namens „Wohnung“, „Auto“, „Möbel“, „Reise“, „Arbeit“, „Boot“, „Dienstleistungen“ und „Treffpunkt“ weisen auf die vielfältige Nutzung hin. Mich wundert allerdings, dass es „Ski“ noch nicht als eigene Rubrik auf die Startseite geschafft hat. Doch ich war ja zunächst nur an der Rubrik „Wohnung“ interessiert. Später sollte die Rubrik „Möbel“ noch sehr interessant werden, haben wir doch so eine Flasche Wein gegen unser Bücherregal eintauschen können. Es hat allerdings etwas Schweiß und Blut gekostet, das Metallregal samt Glasböden 3 km quer durch Oslo zu schleppen. Aktuell sind wir auf der Jagd nach zu verschenkenden Balkonmöbeln. Doch zurück zur Wohnungssuche: Um meine Chancen ein wenig auszutesten, schaute ich mir bereits im März und April Wohnungen an. Auffälligwar, dass die Wohnungen meist sehr kurzfristig zu vermieten waren. Und das, obwohl es auch hier eine 3-monatige Kündigungsfrist gibt. Doch die meisten Vermieter scheinen sich ihrer Sache so sicher zu sein, dass sie sich mit dem Einstellen der Wohnung Zeit lassen können. Einige Wohnungen waren innerhalb einer Woche vermieten und neu bezogen. Dieses Vorgehen passte ja nun überhaupt nicht zu meinem Streben nach Planungssicherheit. Den Umzug von Deutschland nach Oslo innerhalb einer Woche zu planen und umzusetzen ist mir etwas zu spontan. Also versuchte ich Anfang Mai eine Wohnung ab Juni zu bekommen, und war bereit den Preis der doppelten Osloer Miete im Juni zu bezahlen. Denn bis Ende Juni zu warten und dann eine Wohnung finden zu müssen war mir – von Beruf Risikomanager – etwas zu heikel.

Bei meinen Wohnungsbesichtigungen habe ich schnell gelernt, dass es für mich kein Problem sein würde, eine Wohnung zu bekommen. Die Horrorgeschichten der Wohnungssuche, die es in vielen anderen Blogs im Internet zu lesen gibt, kann ich nicht bestätigen. Auch eine "Massenbesichtigung" habe ich lediglich bei einer Wohnung erlebt. Allerdings muss man sich durchaus auf andere Mietpreise als in Friedberg und auch Frankfurt einstellen. Wenn man sich daran nach einigen Wohnungsvergleichen auf finn.no gewöhnt hat, fängt die Wohnungssuche an Spaß zu machen. Mein Fokus lag auf nicht an einer Hauptstraße gelegenen Wohnungen mit ungefähr 60-80 m² und 2 bis 3 Zimmern sowie guter öffentlicher Verkehrsanbindung. Weitere Bedingungen waren, dass es einen separaten Kellerraum gibt, der groß genug für Fahrräder ist, und dass die Wohnung keine schiefen Wände (in Form von Dachschrägen oder nicht 90-Grad-Winkeln) haben sollte. Ein Balkon gab ein zusätzliches Plus, war aber kein Muss. Mit diesen wie ich finde doch sehr bescheidenen Einschränkungen fand ich im Laufe der 3 Monate ca. 15 zentral gelegene Wohnungen für umgerechnet 1000 bis 1800 Euro/ Monat, die es wert waren angeschaut zu werden. Hierbei stellte ich schnell fest, dass der Wohnungsstandard ein anderer als in Deutschland ist. So besaßen einige Wohnungen keine Heizung. Kann man sich das in Skandinavien vorstellen?! Sind die Norweger so hartgesotten, dass sie auf eine Heizung verzichten?! Die Lösung, die mir von den Vermietern präsentiert wurde, ist einfach: für jeden Raum, der beheizt werden soll, kann man doch einen oder mehrere Elektroheizkörper beschaffen. Da diese zusätzlichen Platz wegnehmen und Zusatzkosten verursachen, habe ich diese Wohnungen zügig von meiner Liste gestrichen. Die meisten Wohnungen haben festinstallierte Elektroheizungen. Auch ist es üblich zur Belüftung ein Loch in der Wand zu haben. Ja, genau, ein Lüftungsloch, dessen Größe mit einem Plastikdeckel reguliert werden kann. Dieser Plastikdeckel hält wohl weder kalte Luft noch Geräusche von außen ab. Doch dann heizt man halt für draußen mit; schließlich besteht der Strom ja aus 100% erneuerbarer Energie. Letztendlich war ich bei allen Wohnungen, die ich als angemessen empfunden habe, in der engeren Auswahl. Bei einer meiner Probe-Wohnungsbesichtigungen im April lernte ich eine Maklerin kennen, die mir in Aussicht stellte eine ähnliche Wohnung ab Juni zur Verfügung zu haben. In dieser Wohnung legen wir soeben – an einem Sonntagabend – die Füße hoch. Und betrachten skeptisch unser Lüftungsloch.

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