Påskeferie
Die Anzahl der Feiertage sind sicherlich nicht ausschlaggebend für einen Umzug nach Norwegen. Bei den im Folgenden aufgezählten 10 nicht-sonntäglichen Feiertagen für Norwegen kann selbst das Bundesland Hessen mit der gleichen Anzahl mithalten. Die nord-westlichen Bundesländer haben allerdings einen Feiertag weniger:
- Neujahr/ Nyttår
- (Palmsonntag/ Palmesøndag)
- Gründonnerstag/ Skjærtorsdag
- Karfreitag/ Langfredag
- (Ostersonntag/ Første påskedag)
- Ostermontag/ Andre påskedag
- Tag der Arbeit/ Arbeidernes internasjonale kampdag
- Christi Himmelfahrt/ Kristi himmelfartsdag
- 17. Mai - Tag der norwegischen Verfassung/ Norges grunnlovsdag
- (Pfingstsonntag/ Første pinsedag)
- Pfingstmontag/ Andre pinsedag
- 1. Weihnachtstag/ Første juledag
- 2. Weihnachtstag/ Andre juledag
Die beiden Feiertage, die es in Norwegen gibt, aber in Deutschland nicht, sind der Gründonnerstag und der 17. Mai. Wie ich letztes Jahr bei einer Führung durch das Stortinget (Blogeintrag „Tourist in der eigenen Stadt“) lernen durfte, wurde am 17. Mai 1814 die erste norwegische Verfassung verabschieden. Der Gründonnerstag gilt dem Gedenken an das letzte Abendmahl Jesu. Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein war dies auch in Deutschland noch ein Feiertag. Dafür hat das Bundesland Hessen zwei Feiertage, welche es in Norwegen nicht gibt: Den Tag der deutschen Einheit und Fronleichnam.
Wie man an der Verteilung der Feiertag im Jahr sieht, begann mit Ostern die Zeit der langen Wochenenden, welche bis Mitte Juni andauert. Leider herrscht danach bis Weihnachten Ebbe. Um diese Zeit mit Freizeitaktivitäten, Reisen, und Entspannung zu fluten, gibt es in Norwegen 25 Urlaubstage pro Jahr. Außerdem werden Überstunden in der Regel abgebummelt.
Die Osterfeiertage ("påskeferie") boten sich also dieses – sowie jedes - Jahr wunderbar an, einen etwas längeren Urlaub drum herum zu planen. Der typische Norweger packt zu diesem Zweck je nach Wetter- und Schneelage seine sehr guten, guten oder mittelmäßigen Ski ein und fährt mit Sack und Pack zu seiner Skihütte in die Berge („fjell“). Dieses Jahr berichteten die „typischen Norweger“ um uns herum von perfekten Bedingungen: Die kühlen Nächte ließen den Schnee morgens eine perfekte Konsistenz zum Skifahren aufweisen, während die am blauen Himmel strahlende Sonne mit 20 Grad für T-Shirt-Wetter sorgte.
Da uns sowohl die Skihütte als auch die Skimöglichkeiten um Oslo herum fehlten, flohen wir für eine Woche in den Süden – nach Madeira. Bei angenehmen 15-23 Grad wanderten wir an windigen Steilküsten, entlang der Levadas, in wohlriechenden Eukalyptuswäldern, durch dunkle Tunnel, über gepflasterte Wege, in im wahrsten Sinne des Wortes Regenwäldern, auf Berge, entlang nicht markierter Pfade auf- und ab und hin- und her. Ich konnte mir gut vorstellen, wie der Gesundheitsapp meines Smartphones, welches km und Höhenmeter in Form von Etagen aufzeichnet, vor Staunen fast selbst die Puste ausging. Um die App wenigstens nicht vollkommen zu enttäuschen, habe ich nun die Fahrradsaison eröffnet. Die Natur auf Madeira bietet alles, was auch im botanischen Garten in der Insel-Hauptstadt Funchal zu finden ist. Nach dem Wandern gönnten wir uns meist ein leckeres Abendbrot in einem der unzähligen Restaurants in Funchal und oft auch Eis oder Kuchen als Nachtisch. Es war eine Freude, geringe Euro-Zahlen auf den Rechnungen zu sehen. Vielleicht haben wir manchmal etwas zu viel Trinkgeld gegeben. Die Stadt wurde in regelmäßigen Abständen von Kreuzfahrtschiffreisenden – meist Deutschen – überflutet. Auch viele französische Touristen waren abends auf der Suche nach einem Restaurant. Die weniger Norweger, die mit uns aus Oslo geflogen sind, sind in der Masse untergegangen. Nur an einem Abend saßen im Restaurant ein Mann mit zwei Jugendlichen neben uns, von denen wir meinten Norwegisch oder zumindest einen skandinavische Sprache zu hören. Leider standen die Tische in einem sehr angenehmen Abstand zueinander, so dass unser Lauschangriff zu keinen eindeutigen Ergebnissen führte. Als jedoch das Essen serviert wurde und der Mann die Gabel falsch herum – das heißt, mit der Unterseite nach oben zeigend – zum Mund führte, war es klar: Norweger. Bei Hinausgehen kamen wir an dem Nachbartisch vorbei, und tatsächlich hat in diesem Fall die Gabel die Nationalität verraten. Es ist nicht so, dass alle Norweger die Gabel in unserem und Knigges Verständnis falsch herum halten. Doch bisher habe ich dies lediglich bei Norwegern gesehen. Eine Maracuja nach Knigge zu essen ist sicherlich nicht so leicht. Am Tag unseres Abflugs haben wir den bekannten Markt "Mercado dos Lavradores“ besucht. Wer lernen möchte „nein“ zu sagen kann hier sehr gut üben. Wir sind mit 3 Maracujas und 8 Erdbeeren noch glimpflich davon gekommen. Die Erdbeeren von Madeira können geschmacklich allerdings bei weitem nicht mit denen aus Norwegen mithalten.
Bilder gibt es diesmal ausschließlich auf: https://www.simonprinz.de/madeira2019/madeira2019.html
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