Schatten und Licht

Die Tage werden kürzer und kürzer, das Jahr neigt sich dem Ende und auch hier setzt ein wenig Weihnachtsstress ein. Das Jahresende scheint in allen Ländern eine Grenze zu markieren, vor deren Erreichen noch alles Mögliche erledigt werden muss. Dies ist mit mangelndem Sonnenlicht besonders herausfordernd. Leider bringt die schöne, strahlende, sich im Weiß des Schnees widerspiegelnde Dekoration in den Straßen zwar Licht für das Auge und Wohltat für das Gemüt, aber kein Vitamin D als Energievorrat. Mein November war auch in Deutschland nicht gerade mit übersprudelnden, energiereichen Taten erfüllt, doch dieses Jahr – sei es die Dunkelheit oder mein Alter – nahm die Müdigkeit zu große Ausmaße an. Die Bekämpfung erforderte gewisse Maßnahmen: Das – anhand einer empirisch vielleicht nicht ganz überzeugenden Studie mit 5 Datenpunkten einer Person – bisher wirksamste Mittel sind Vitamin D Tabletten. Als Alternative steht auch Tran in den Supermärkten bereit, um hinuntergewürgt zu werden. Doch ich denke, ein paar spaßige Versuchsgegenstände sollte ich mir noch für das kommende Jahr aufheben. Der nächste Winter kommt bestimmt. Ein Weihnachtsmarkt an der frischen Luft kann sicherlich auch belebend wirken. Nicht jedoch der zentrale Osloer Weihnachtsmarkt an einem Samstagnachmittag. Der Markt war nicht besonders groß und wurde inhaltlich zusätzlich geschrumpft, da fast jede Bude zweimal vorkam. Mit Riesenrad, Karussell und sprechendem Elch erinnerte es ein bisschen an Kirmes. Ein weiteres Mittel, welches die Müdigkeit bei unvorsichtigem Verzehr (zu viel auf einmal!) verstärken kann, war das Pfefferkuchen backen. Selbstverständlich mussten die Plätzchen in meiner Weihnachtsbäckerei dieses Jahr ausschließlich Skandinavische sein. Neben den Pfefferkuchen fanden auch Finska pinnar, Serinakaker und Berlinerkranser Platz im Ofen und in unseren Bäuchen. Während dies durchaus in unserem Sinne war, haben wir die traditionelle Julebrus – eine selbst für meinen Geschmack unglaublich süße Zuckerbrause – nicht herunterbekommen. Stattdessen wurde sie für ein kleines „kann sie ein Fleischstück auflösen?“-Experiment benutzt. Ergebnis: Ja, sie kann. Anfang Dezember hatte es für einige Tage geschneit, so dass mein Mann und ich die erste kleine Langlauf-Tour – für ihn seine Erste überhaupt – absolvieren konnten. Selbst wenn man nicht kopfüber im kalten Schnee landet, vertreibt eine solche Tour mit Leichtigkeit alle zuvor verspürte Müdigkeit. Davon habe ich ja bereits vor einigen Monaten geschwärmt und ich fürchte, das wird so bald auch nicht aufhören.

Für dieses Jahr verabschiede ich mich „zwischen die Jahre“ – ein lustiger Ausdruck über den man erst nachdenkt, wenn man ihn in einer anderen Sprache benutzen will. Diese Zeit werden wir bei unseren Familien in Deutschland verbringen. Ich wünsche allen Lesern eine besinnliche, erholsame und schöne Weihnachtszeit sowie einen guten Rutsch ins neue Jahr 2019!

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