Essen und Trinken

Die Essgewohnheiten der Norweger färben auf mich ab. Zum einen gibt es in den Supermärkten ein im Vergleich zu Supermärkten in Deutschland eingeschränktes Angebot. Selbst in Supermärkten, die Worte wie „super“ und „mega“ im Namen enthalten, gibt es statt 50 verschiedenen Salatdressings von acht verschiedenen Unternehmen nur fünf verschiedene Salatdressings zweier Unternehmen. Bei anderen Waren wie beispielweise Käse ist meine Wahrnehmung derzeit noch subjektiv. Beim schnellen Einkaufen nach der Arbeit sowie unter Beachtung des Preises je kg als auch meiner Ansprüche ans Essen schließt mein Gehirn viele Sorten von vornherein aus. Mehr Spaß macht es, an Samstagen gemütlich durch die Supermärkte zu schlendern, sich alle Produkte anzuschauen und sich zu überlegen, wie diese wohl schmecken würden. Um ein Produkt einfach auf gut-Glück zu kaufen, bin ich beim Essen zu mäkelig. Einiges Unbekanntes wie beispielweise norwegischen Quark habe ich bereits in der Kantine entdeckt. Im Gegensatz zu dem Quark in Deutschland besteht der Quark in Norwegen aus ovalen etwas festeren Stückchen, die aneinanderkleben. Außerdem schmeckt er etwas herber. An Brunost – eine norwegischen Käsespezialität, die einen süßlichen Karamell-Geschmack haben soll – habe ich mich noch nicht herangewagt. Zum anderen wird in Norwegen mittags grundsätzlich Abendbrot – d.h. Brot mit Aufschnitt – gegessen, während abends Zuhause etwas Warmes gekocht wird. So gibt es in der Kantine viel Aufschnitt, jedoch nur ein – mal mehr, mal weniger – warmes Mittagessen. Zu meinem Leidwesen wird sehr viel Gemüse gekocht, so dass ich schon Pizza mit Pilzen und Fisch mit Brokkoli essen musste. Einige werden nun zu Recht argumentieren, dass Gemüse-Essen sicherlich nicht das Schlechteste ist.

Sehr löblich ist, dass Brötchen und Kuchen der Cafeteria nach Feierabend verschenkt statt weggeworfen werden. So kam ich neulich in den Genuss eines mit Leberwurst und Schinken belegten Brötchens. Wenn schon Wurst auf dem Brötchen, dann aber richtig!

Da es bereits angefragt wurde, möchte ich noch einmal für alle auf die Rezeptur von Nutella in Norwegen eingehen. Und nein, die Zusammensetzung des Nutellas hat sich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Norwegen geändert. Auch hier sind laut den Angaben auf dem Etikett 8,7% statt der vorherigen 7% Magermilchpulver enthalten. Wäre es anders, so wäre ich in den Nutella-Schmuggel eingestiegen. Auch andere Sorten Schokoladenaufstrich in Norwegen kann ich bisher nicht empfehlen. Die zweitteuerste Marke nach Ferrero ist für meinen Geschmack zu wenig schokoladig, trotzdem zu süß und hat eine merkwürdige krisselige Konsistenz. Da kann man sich direkt Zucker auf seine Brötchen streuen. Somit bleibe ich bei meiner selbstgekochten Erdbeermarmelade als Brotaufstrich.

Wie bereits im Artikel „Maridalsvannet und der König der Wälder“ erwähnt, versorgt der See Maridalsvannet fast ganz Oslo mit Trinkwasser. Bereits bei meinem Bewerbungsgespräch im September wurde mir neben einem Kaffee, den ich ablehnte, Wasser aus der Leitung angeboten. Das hat mich überrascht, wäre das in Deutschland in einem solchen Kontext doch undenkbar. Doch die Qualität des Wassers aus der Leitung ist hervorragend, und es schmeckt sehr gut. Somit trinke ich sowohl auf der Arbeit als auch Zuhause Leitungswasser.

Ich kam durch einige gemeinsame Abende mit Kollegen und Bekannten in den Genuss von norwegischem Bier. Da ich mich mit den verschiedenen Biersorten nicht beschäftigt hatte, habe ich meist entweder von irgendjemandem etwas vorgesetzt bekommen oder aber nach Namen – meist Regionen, in denen ich schon war und die mir gefallen haben – ausgewählt. Mir schmeckt das Bier hier besser, denn wenn man ein Bier für ca. 9 Euro trinkt, so kommt es einem doch sehr exklusiv vor. Der Preis eines Produkts bestimmt auch dessen wahrgenommenen Genuss, das ist Wirtschaftspsychologie. Während man Bier mit weniger als fünf Volumenprozenten auch in Supermärkten kaufen kann, gibt es für andere Alkoholgetränke staatliche Geschäfte. Da ich zu einem Geburtstag eingeladen war und eine Flasche Wein mitbringen wollte, besuchte ich unter Vorzeigen des Ausweises ein solches „vinmonopolet“. Das vinmonopolet ähnelt einem Weinladen in Deutschland. Die Weinabteilung ist die Größte, aber es gibt auch Sekt, Whiskey und Schnaps zu kaufen. Da der Pfälzer Wein schon ausverkauft war, entschied ich mich für einen französischen Roséwein. Entgegen meiner Erwartungen sind die Weine nicht übermäßig teuer, sie ordnen sich preislich bei 10 bis 15 Euro ein. Oder habe ich mich mittlerweile schon an die höheren Preise gewöhnt? Urteilt selbst. Darüber hinaus lernte ich auf der Geburtstagsfeier, dass sich der Besuch die Getränke selbst mitbringt und trinkt. Das klingt ein bisschen verrückt: Ich lade zu einer Feier ein, stelle den Raum und das Essen zur Verfügung, aber beim Trinken bleibt jeder bei dem Inhalt seiner eigenen Plastiktüte. Glücklicherweise nahm an der besagten Geburtstagsfeier eine recht loyale Gesellschaft teil, so dass ich meine Flasche Roséwein nicht allein leeren musste und auch etwas anderes zu trinken bekam. Nichtsdestotrotz kam kein Gast ohne seine Getränke.

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